Dein japanischer Garten: So erschaffst du eine Oase der Ruhe – Ein Guide aus der Praxis

Clémence Favier / January 12 2024

Mein erstes Mal in einem echten japanischen Garten hat alles verändert. Das war nicht in einem Hochglanzmagazin, sondern live und in Farbe. Damals war ich noch ein junger Landschaftsgärtner und dachte, ich wüsste schon alles über Pflanzen und Gestaltung. Aber dieser Ort hat mir gezeigt, dass mir das Wichtigste fehlte: das Verständnis für Stille, für Raum, für die Seele eines Ortes.

Es war eben keine bloße Ansammlung hübscher Dinge. Es war eine Einladung, die Natur mit anderen Augen zu sehen. Seitdem versuche ich, die Prinzipien dahinter zu verstehen und sie hier bei uns umzusetzen – nicht als billige Kopie, sondern angepasst an unser Klima und unsere Materialien. In diesem Artikel teile ich mit dir, was ich über die Jahre gelernt habe. Keine Zauberformeln, sondern ein solides Fundament für dein eigenes Projekt.

Die Grundlagen: Mehr als nur Deko

Ein japanischer Garten basiert auf Ideen, nicht auf Gegenständen. Bevor du also den ersten Stein setzt, musst du den Geist dahinter verstehen. Viele werfen mit dem Wort „Zen“ um sich, aber das greift zu kurz. Es geht vielmehr um eine Balance zwischen dem, was die Natur vorgibt, und dem, was der Mensch daraus formt. Das Ziel? Eine idealisierte Version der Natur zu schaffen, ihre Essenz einzufangen.

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Drei Kernideen leiten dabei eigentlich immer die Gestaltung:

  • Die Kunst der Symbolik (Mitate): Hier geht es darum, eine Sache für das zu sehen, was sie repräsentiert. Ein großer, einzelner Stein wird zum Berg. Gerader Kies wird zum Ozean. Eine kleine Gruppe Felsen kann eine ganze Geschichte erzählen. Dieser Ansatz ändert alles – du platzierst nicht mehr nur Elemente, du komponierst eine Landschaft im Kopf.
  • Die Miniatur-Landschaft (Shukkei): Der Garten ist im Grunde ein verkleinertes Abbild einer großen Landschaft. Man trickst ein bisschen mit der Perspektive, um den Raum größer wirken zu lassen. Ein klassischer Trick: kleine Bäume nach hinten, größere nach vorne. Oder Wege, die sich schlängeln und den Blick immer wieder neu lenken.
  • Die „geborgte“ Kulisse (Shakkei): Ein cleverer Gärtner nutzt, was schon da ist. Ein schöner Hügel in der Ferne? Die Baumreihe des Nachbarn? Super! Dann schafft man eben eine gezielte Lücke im Zaun oder schneidet einen Ast so, dass er diese Aussicht wie ein Bilderrahmen betont. So wird die Umgebung Teil deines Gartens. Genial und kostensparend zugleich!

Ohne diese Grundgedanken wird dein Garten schnell zu einer reinen Ansammlung von Japan-Kitsch. Mit ihnen kann aber selbst der kleinste Balkon zu einem Ort der Einkehr werden.

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Das Skelett des Gartens: Steine richtig wählen und setzen

In einem japanischen Garten sind Steine (ishi) das Fundament, das Skelett. Sie werden als Allererstes platziert, und alles andere richtet sich nach ihnen. Ich habe schon ganze Tage damit verbracht, nur einen einzigen Stein zu betrachten, zu drehen und zu platzieren. Klingt übertrieben? Vielleicht, aber die Position eines Steins definiert die Energie eines Ortes für Jahrzehnte.

Die Kunst des Platzierens

Steine werden niemals zufällig verteilt. Oft folgt man traditionellen Mustern, wie der Dreiergruppe (sanzon-seki). Dabei steht der größte Stein in der Mitte und wird von zwei kleineren flankiert. Das erzeugt eine harmonische, stabile Spannung.

Jeder Stein hat eine Art Gesicht, eine Schokoladenseite. Man muss ihn lange beobachten, um diese zu finden. Kleiner Tipp: Schnapp dir mal einen faustgroßen Stein. Leg ihn vor dich und dreh ihn alle paar Minuten ein Stück weiter. Welche Ansicht fühlt sich am ruhigsten und stabilsten an? Das ist sein Gesicht! Im Garten wird ein großer Stein dann mindestens zu einem Drittel eingegraben, damit er aussieht, als wäre er schon immer da gewesen.

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Achtung, Sicherheit geht vor! Versuch niemals, einen großen Stein alleine zu bewegen. Ein Fels mit 50 cm Durchmesser kann locker über 150 kg wiegen. Der kippt dir auf den Fuß, und dann ist das Gartenprojekt erstmal vorbei. Nutz eine Sackkarre, Kanthölzer zum Rollen und hol dir immer Hilfe. Für die richtigen Brocken braucht man einen Profi mit Minibagger.

Die richtigen Steine finden

Vergiss die runden, schneeweißen Kiesel aus dem Baumarkt. Die sehen unnatürlich aus. Du brauchst Steine mit Charakter: moosbewachsen, mit Ecken und Kanten. Schau mal bei lokalen Steinbrüchen oder Händlern für Landschaftsbaumaterialien vorbei. Einfach bei Google Maps „Steinbruch in meiner Nähe“ eingeben. Ich persönlich liebe Granit oder Schiefer, weil sie so eine schöne Patina ansetzen. Ein charaktervoller Stein kann schon mal zwischen 50 € und 200 € kosten, aber die Investition lohnt sich.

Die Seele des Gartens: Echtes oder symbolisches Wasser

Wasser (mizu) bringt Leben, Klang und Bewegung in den Garten. Das kann ganz real sein oder eben nur angedeutet.

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Trockengärten (Karesansui)

Das kennt jeder: der geharkte Kiesgarten. Der helle Kies (bitte keinen feinen Sand, der verdichtet sich!) symbolisiert das Wasser. Die Linien, die man mit einem speziellen Holzrechen (samon) zieht, sind die Wellen. Die Steine werden zu Inseln.

So ein Kiesbeet anzulegen ist übrigens ein perfektes Wochenend-Projekt. Der Boden darunter muss aber top vorbereitet sein: absolut eben, unkrautfrei und mit einem guten Unkrautvlies abgedeckt. Darauf kommt dann eine 5-8 cm dicke Schicht Kies (Körnung 2-6 mm ist ideal). Das Harken ist eine meditative Übung, die am Anfang oft zittrig aussieht, aber mit der Zeit immer flüssiger wird.

Dein erster Mini-Garten für den Balkon in 5 Schritten:
Willst du sofort ein Erfolgserlebnis? Kein Problem!
1. Besorg dir eine flache Holzkiste (z. B. 60×40 cm).
2. Leg sie mit einem Rest Teichfolie aus.
3. Füll sie etwa 5 cm hoch mit feinem Zierkies.
4. Platziere drei unterschiedlich große, schöne Steine darin.
5. Zieh mit einer kleinen Gabel oder einem Essstäbchen sanfte Wellenmuster in den Kies.
Fertig ist dein Mini-Karesansui!

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Echte Wasserstellen

Ein Teich oder ein kleiner Bachlauf verändert die Atmosphäre sofort. Das leise Plätschern überdeckt den Stadtlärm und beruhigt ungemein.

  • Der Teich (Ike): Die Form sollte immer organisch sein, niemals perfekt rund oder eckig. Die Ränder kaschiert man am besten mit Steinen und Pflanzen, damit man die moderne EPDM-Teichfolie nicht sieht. Wenn du Kois halten willst, brauchst du eine Tiefe von mindestens 1,20 m für die Überwinterung und ein gutes Filtersystem ist Pflicht.
  • Das Wasserbecken (Tsukubai): Ein kleines, niedriges Steinbecken, oft von einem Bambusrohr gespeist. Es ist relativ einfach zu installieren und bringt enorm viel Charme in eine kleine Ecke.
  • Die Bambuswippe (Shishi-odoshi): Dieses klackernde Bambusrohr, das sich mit Wasser füllt und dann auf einen Stein schlägt, ist mehr als nur Deko. Ursprünglich sollte es Wildtiere verscheuchen. Heute erinnert uns sein regelmäßiger Klang an das Verstreichen der Zeit und durchbricht die Stille.

Gut zu wissen: Jeder Teich ist eine potenzielle Gefahr für kleine Kinder. Informiere dich über eventuelle Sicherungspflichten. Und ganz wichtig: Alle elektrischen Installationen für Pumpen oder Lichter müssen von einem Fachmann nach Norm ausgeführt werden. Strom und Wasser sind keine gute Kombination!

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Der Körper des Gartens: Die richtige Pflanzenauswahl

Pflanzen (shokobutsu) geben dem Garten seine Fülle. Man nutzt aber eine eher begrenzte Palette. Jede Pflanze wird sorgfältig ausgewählt – für ihre Form, ihre Textur und ihre Veränderung im Laufe der Jahreszeiten. Struktur ist hier wichtiger als ein Blütenmeer.

Die Charakterbäume (Niwaki)

Das sind die Stars der Show. Man lässt sie nicht einfach wild wachsen, sondern formt sie über Jahre durch gezielten Schnitt. Das Ziel ist, dass sie aussehen wie alte, vom Wind geformte Bäume in der Natur. Kiefern sind super, weil sie immergrün sind und eine tolle Struktur geben, aber ihre Pflege ist anspruchsvoll. Der Fächerahorn ist da schon einfacher und belohnt dich im Herbst mit einer wahren Farbexplosion. Und Zierkirschen? Die sind für ihre umwerfende, aber kurze Blüte im Frühling berühmt und relativ pflegeleicht.

Bodendecker und das Wichtigste: Moos

Um die großen Bäume herum schaffen niedrigere Pflanzen grüne Flächen. Bambus ist ein Klassiker, aber hier lauert die häufigste Anfängerfalle: der falsche Bambus! Wähle unbedingt eine horstbildende Sorte (z.B. Fargesia), die sich nicht ausbreitet. Wenn du einen Ausläufer-Typ pflanzt, brauchst du UNBEDINGT eine 70 cm tiefe Rhizomsperre im Boden. Ich habe schon Gärten gesehen, die komplett von Bambus überwuchert wurden.

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Für schattige Plätze sind Azaleen, Farne und Hostas perfekt. Aber der wahre Star im japanischen Garten ist das Moos (koke). Es symbolisiert Alter und Ruhe. Und es ist gar nicht so schwer anzusiedeln! Es braucht sauren Boden, Schatten und Feuchtigkeit. Der alte Trick mit dem Joghurt funktioniert wirklich: Mische einfach etwas gesammeltes Moos mit Naturjoghurt oder Buttermilch zu einem Brei und pinsle damit Steine oder den Boden ein. Aber sei geduldig, es kann ein paar Monate dauern, bis sich ein sichtbarer grüner Teppich bildet.

Anpassung ist alles

Es ist sinnlos, eine japanische Schwarzkiefer in die pralle Sonne Südfrankreichs pflanzen zu wollen. Sie wird leiden. Der Geist des Gartens liegt darin, die lokale Natur zu nutzen. Ein alter Olivenbaum, in Form geschnitten, kann in der Provence viel authentischer wirken. In der Bretagne passen Kamelien und Hortensien perfekt. Arbeite mit dem, was deine Region dir bietet!

Wege und Elemente: Den Blick lenken

Der Weg (roji) ist mehr als nur ein Trampelpfad. Er gibt einen Rhythmus vor und enthüllt den Garten Stück für Stück. Man sollte nie alles auf einmal sehen können.

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Die typischen Trittsteine (tobi-ishi) müssen perfekt platziert sein: stabil, im richtigen Abstand für einen normalen Schritt und leicht erhöht, damit man bei Regen keine nassen Füße bekommt. Der Weg sollte sich immer schlängeln, eine gerade Linie wirkt aggressiv.

Auch bei den Deko-Elementen gibt es einiges zu beachten. Steinlaternen (tōrō) zum Beispiel. Investiere lieber in eine echte Steinlaterne aus Granit. Die kosten zwar ab 200 € aufwärts, aber die billigen Zement-Imitate für 50 € aus dem Baumarkt sehen nach zwei Wintern furchtbar aus und zerbröseln. Platziere sie an einem strategischen Punkt, zum Beispiel an einer Wegbiegung oder neben einem Wasserbecken, und beleuchte sie ganz dezent mit einer warmweißen LED.

Und jetzt konkret: Wie fängst du an?

So ein Projekt kann einen erstmal erschlagen. Aber keine Sorge, geh es pragmatisch an.

  1. Beobachten & Planen: Setz dich einfach mal eine Stunde in deinen Garten und schau. Wo ist morgens Sonne, wo abends? Woher kommt der Wind? Was willst du sehen, was verstecken? Mach eine grobe Skizze und platziere zuerst die großen, unverrückbaren Dinge: Steine und Wasser.
  2. Klein anfangen: Du musst nicht sofort 1000 m² umgestalten. Starte mit einer kleinen Ecke von 10 m². Eine Dreiergruppe Steine, ein junger Fächerahorn, etwas Moos und eine Laterne. Daran lernst du unglaublich viel.
  3. Das Budget: Ganz ehrlich, es kann teuer werden. Ein bereits geformter Baum kann mehrere Tausend Euro kosten. Aber es geht auch anders! Für eine kleine Einsteiger-Ecke kannst du grob kalkulieren: Steine vom lokalen Händler (ca. 150-200 €), ein schöner junger Fächerahorn (ca. 80-120 €), dazu Kies, Vlies und ein paar Bodendecker (ca. 50-70 €). Du bist also schnell bei einem Startkapital von 300-400 €.
  4. Wann du Hilfe brauchst: Vieles kannst du selbst machen. Aber für große Erdarbeiten, den Teichbau, die Elektrik oder das Setzen riesiger Steine ist ein Profi eine sinnvolle Investition. Das erspart dir gefährliche und teure Fehler.

Ein japanischer Garten ist eigentlich nie fertig. Er wächst und verändert sich mit dir und den Jahreszeiten. Die Bäume werden größer, das Moos dicker, die Steine setzen Patina an. Er ist ein Begleiter. Und vielleicht ist genau das der wahre Geist dieser Gärten: Geduld und der Respekt vor der Zeit, die vergeht.

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Bildergalerie

étang koi pierres jardin japonais
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Das Geräusch von Wasser ist die Seele vieler japanischer Gärten. Doch es muss nicht immer der große Koi-Teich sein. Ein kleines, plätscherndes Wasserspiel, ein sogenanntes Shishi-odoshi (Bambuswippe), erzeugt eine meditative Akustik, die den Lärm des Alltags übertönt. Für eine konstante, leise Zirkulation in einem Becken sind flüsterleise Pumpen, wie die der Serie „Aquarius Universal Premium“ von Oase, eine lohnende Investition in die Stille.

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  • Unvollkommenheit annehmen: Ein bemooster Stein ist schöner als ein frisch geschrubbter. Diese Ästhetik des Wabi-Sabi feiert die Spuren der Zeit.
  • Asymmetrie wagen: Perfekte Symmetrie wirkt statisch und unnatürlich. Eine ungerade Anzahl von Steinen oder Pflanzen schafft eine dynamische, spannungsvolle Harmonie.
  • Den Raum atmen lassen: Leere Flächen (das Prinzip des „Ma“) sind genauso wichtig wie bepflanzte Bereiche. Sie geben den einzelnen Elementen die nötige Wirkung und dem Auge eine Pause.
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Der richtige Kies für den Trockengarten (Karesansui)?

Vergessen Sie runden Zierkies. Für die ikonischen Wellenmuster braucht es gebrochenes, scharfkantiges Material, das in Form bleibt. Ideal ist heller Granit- oder Basaltsplitt mit einer Körnung von 5-8 mm. Dieser verkeilt sich beim Rechen und hält die Linien klar. Die Muster symbolisieren Wasser oder Wolken und sollten regelmäßig – als meditative Übung – neu gezogen werden.

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„Ein Garten ist niemals fertig.“

Dieses japanische Sprichwort fasst die Essenz der Gartenkunst zusammen. Es ist kein statisches Bild, sondern ein lebendiger Prozess. Man arbeitet mit der Natur, nicht gegen sie, und begleitet die stetige Veränderung durch die Jahreszeiten und Jahre hindurch. Ihr Garten ist ein Dialog.

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Niwaki, die Kunst des Formschnitts

Anders als beim europäischen Formschnitt geht es bei Niwaki nicht darum, der Pflanze eine geometrische Form aufzuzwingen. Vielmehr wird ihr natürlicher Charakter, ihre „Persönlichkeit“, herausgearbeitet und betont. Wolkenartig geschnittene Etagen bei Kiefern (Pinus) oder malerisch geformte Ahorne (Acer) sind das Ergebnis eines jahrelangen, respektvollen Dialogs zwischen Gärtner und Baum.

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Steinlaterne (Tōrō): Ursprünglich ein Votivlicht in buddhistischen Tempeln, dient sie heute als wichtiger Blickfang. Sie spendet kein Flutlicht, sondern ein sanftes, wegweisendes Schimmern, das die Konturen der Nacht andeutet.

Wasserbecken (Tsukubai): Ein niedriges Steinbecken, oft mit einer Bambuskelle (Hishaku), das ursprünglich zur rituellen Reinigung vor der Teezeremonie diente. Es symbolisiert Reinheit und Demut.

Die Platzierung dieser Elemente ist entscheidend. Sie sollten nicht einfach aufgestellt, sondern organisch in die Landschaft integriert werden.

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  • Beruhigt den Geist und fördert die Konzentration.
  • Schafft eine visuelle Verbindung zur Natur, selbst auf kleinstem Raum.
  • Bietet zu jeder Jahreszeit eine faszinierende Struktur.

Das Geheimnis? Die Kunst des Mooses. Moosgärten (Kokedera) sind Inbegriffe der Ruhe. Sie können Moos aktiv ansiedeln, indem Sie es mit Buttermilch vermischen und auf Steine oder feuchte Erde streichen. Der richtige, schattige und feuchte Standort ist entscheidend für den Erfolg.

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Wichtiger Punkt: Die Wegeführung, Roji genannt, ist mehr als nur ein Pfad. Sie ist eine Choreografie. Trittsteine (Tobi-ishi) werden absichtlich unregelmäßig verlegt, um den Schritt zu verlangsamen, den Blick zu lenken und den Besucher zu zwingen, achtsam zu gehen und die Details des Gartens bewusst wahrzunehmen.

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Die Auswahl der Pflanzen ist entscheidend für die Authentizität. Statt bunter Blumenbeete konzentriert sich der japanische Garten auf Form, Textur und subtile Farbnuancen des Grüns.

  • Japanischer Ahorn (Acer palmatum): Unverzichtbar für seine filigrane Blattform und die spektakuläre Herbstfärbung. Sorten wie ‘Dissectum Garnet’ sind Klassiker.
  • Japanische Schwarzkiefer (Pinus thunbergii): Das Symbol für Langlebigkeit und Stärke, ideal für den Niwaki-Formschnitt.
  • Funkien (Hosta): Perfekte Bodendecker für schattige Bereiche mit einer enormen Vielfalt an Blattstrukturen.
  • Bambus (Phyllostachys oder Fargesia): Setzt vertikale Akzente und bringt durch das Rauschen der Blätter im Wind ein akustisches Element hinzu. Bei ausläuferbildenden Arten ist eine Rhizomsperre unerlässlich!
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Der berühmte Garten von Ryōan-ji in Kyoto besteht aus nur 15 Steinen und geharktem Kies. Von keinem Betrachterpunkt aus sind alle Steine gleichzeitig sichtbar.

Diese meisterhafte Komposition lehrt uns das Prinzip des Verborgenen (Miegakure). Man deutet mehr an, als man zeigt, und regt so die Fantasie an. Ein geschickt platzierter Strauch, der den Blick verstellt, oder ein Weg, der hinter einem Felsen verschwindet, macht einen kleinen Garten unendlich viel größer und geheimnisvoller.

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Braucht mein Garten einen Zaun?

Ja, denn der Zaun ist nicht nur eine Abgrenzung, sondern der Rahmen des Kunstwerks. Er schafft den geschützten Raum, in dem die Gartenlandschaft ihre volle Wirkung entfalten kann. Ein einfacher Bambuszaun (Takegaki), wie der Yotsume-gaki Stil, ist oft wirkungsvoller als eine massive Mauer. Er grenzt ab, ohne hermetisch abzuriegeln, und lässt Licht und Luft zirkulieren.

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Der häufigste Fehler: Zu viel auf einmal zu wollen. Ein japanischer Garten lebt von Reduktion und sorgfältig ausgewählten Elementen. Widerstehen Sie der Versuchung, eine Steinlaterne, eine Brücke, einen Teich und Bambus auf wenigen Quadratmetern unterzubringen. Weniger ist hier nicht nur mehr, sondern alles.

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  • Klang: Das leise Plätschern von Wasser, das Rascheln von Bambusblättern, das Knirschen von Kies unter den Füßen.
  • Geruch: Der erdige Duft von feuchtem Moos nach einem Sommerregen, der zarte Duft von Kiefernnadeln.
  • Anblick: Das Spiel von Licht und Schatten, das sich im Laufe des Tages auf den Steinen und Pflanzen verändert.
  • Gefühl: Die raue Oberfläche eines alten Steins, die Kühle des Wassers aus einem Bambusrohr.

Ein japanischer Garten wird mit allen Sinnen erlebt. Er ist eine immersive Erfahrung, die weit über das rein Visuelle hinausgeht.

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Lokale Steine: Statt teuer importierter japanischer Felsen können oft heimische Gesteinsarten wie Grauwacke, Granit oder sogar bemooste Findlinge aus der Region eine ebenso starke, authentische Ausstrahlung haben. Entscheidend ist ihre Form und Patina.

Geduld statt Größe: Kaufen Sie junge, kleine Formgehölze. Sie sind nicht nur günstiger, sondern passen sich auch besser an den neuen Standort an. Das langsame Wachsen und Formen des Baumes wird Teil Ihrer eigenen Gartenreise.

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Laut einer Studie der Chiba University in Japan kann bereits ein kurzer Aufenthalt in einer gartenähnlichen Umgebung den Cortisolspiegel (Stresshormon) signifikant senken.

Ein japanischer Garten ist die bewusste Gestaltung einer solchen Umgebung. Jeder Stein, jede Pflanze ist so platziert, dass sie zur mentalen Entlastung beiträgt und einen Gegenpol zur Hektik der modernen Welt bildet. Er ist kein Luxus, sondern eine Investition in das eigene Wohlbefinden.

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Die Farbe Rot hat in der japanischen Ästhetik eine besondere Bedeutung. Sie symbolisiert Schutz und vertreibt böse Geister. Eine rote Brücke in einem größeren Garten ist daher mehr als nur ein Übergang. Sie ist ein starkes visuelles Statement, ein heiliger Ort, der zwei Welten – etwa das Alltägliche und das Spirituelle – miteinander verbindet. Setzen Sie diese Farbe bewusst und sparsam ein, um ihre maximale Wirkung zu erzielen.

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Passt ein japanischer Garten auch zu moderner Architektur?

Absolut. Die klaren Linien, die Reduktion auf das Wesentliche und der Fokus auf Materialien wie Stein, Holz und Wasser harmonieren perfekt mit minimalistischer und zeitgenössischer Bauweise. Große Glasfronten schaffen eine nahtlose Verbindung zwischen Innen- und Außenraum, sodass der Garten zu einem lebendigen Bild wird, das sich mit den Jahreszeiten wandelt.

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  • Verwenden Sie unterschiedliche Größen und Formen, um eine natürliche Landschaft nachzuahmen.
  • Setzen Sie Steine immer in Gruppen von 3, 5 oder 7. Eine ungerade Zahl wirkt dynamischer.
  • Graben Sie jeden Stein zu mindestens einem Drittel ein, damit er aussieht, als wäre er schon immer dort gewesen.
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Bambus-Rhizomsperre: Ein Muss.

DIY-Alternative: Solide Teichfolie.

Wenn Sie sich für einen ausläuferbildenden Bambus (z.B. Phyllostachys) entscheiden, ist eine Rhizomsperre unerlässlich, um eine unkontrollierte Ausbreitung im eigenen und im Nachbargarten zu verhindern. Spezielle HDPE-Folien (mind. 1-2 mm dick) sind die sicherste Wahl. Als günstigere, aber weniger dauerhafte Notlösung kann auch robuste Teichfolie dienen, die mindestens 70 cm tief eingegraben wird.

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Der Begriff „Shakkei“ oder „geborgte Landschaft“ wurde erstmals im chinesischen Gartenbuch „Yuanye“ aus dem 17. Jahrhundert formalisiert.

Diese alte Technik ist heute relevanter denn je. Anstatt die Umgebung auszublenden, integrieren Sie sie. Ein schöner Baum des Nachbarn, ein entfernter Hügel oder sogar ein Kirchturm können durch gezielte Sichtachsen zu einem Teil Ihres Gartens werden. Das vergrößert den Raum optisch und verankert ihn in seiner Umgebung.

Ein japanischer Garten verändert sein Gesicht mit dem Wechsel der Jahreszeiten radikal. Planen Sie dies von Anfang an mit ein:

  • Frühling: Die zarte Blüte von Zierkirschen (Prunus), Azaleen (Rhododendron) und Magnolien.
  • Sommer: Üppiges Grün in unzähligen Schattierungen, das Rascheln der Blätter.
  • Herbst: Das leuchtende Feuerrot und Goldgelb des Japanischen Ahorns.
  • Winter: Die Struktur der immergrünen Kiefern, die kahlen Äste und die mit Schnee oder Raureif bedeckten Steine und Laternen, die eine melancholische Schönheit ausstrahlen.
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